Unterricht in Demokratie: Ziviler Ungehorsam in der DDR und heute – Ein Projekttag der 10. Klassen

Bei unserem Projekttag diskutierten 10er Schüler mit den Moderatoren Janni Umlauf und Patric Dujardin sowie dem DDR-Zeitzeugen Tim Eisenlohr. Zur Podiumsdiskussion wurden später noch live ein Iranisches und ein Hamburger Mitglied der “Letzten Generation” per Zoom hinzugeschaltet.

Wo Unrecht geschieht, regt sich Widerstand. Aber wann ist Widerstand legitim? Und muss er dafür auch legal sein? Am Montagvormittag stellten sich unsere Schülerinnen und Schüler diesen und weiteren Fragen zum Thema „Proteste und Aufstände“. In Kooperation mit dem Hamburger Verein Multivision organisierte Herr Munk einen Projekttag, bei dem der Themenkomplex “ziviler Ungehorsam” aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wurde.

Zu Beginn des Projekttages wurden die Schülerinnen und Schüler an das Thema über Teilthemen, wie Volksaufstand in der DDR oder die 68er Bewegung herangeführt. Entscheidend waren dabei zunächst Fragen wie: Welche Freiheiten werden in Deutschland durch das Grundgesetz geschützt? Oder: Welche Möglichkeiten des legalen Protests gibt es? Janni Umlauf – einer der Moderatoren des Projekttags – fragte unsere Schülerinnen und Schüler auch nach Vorwissen per Handzeichen, beispielsweise nach dem Tag der deutschen Einheit. Weiterhin wurden die Verfassungen der DDR und der BRD verglichen und auf Unterschiede in der Praxis aufmerksam gemacht.

Bei den Beiträgen unserer Schülerinnen und Schüler zu den Begriffen „Protest, Aufstände oder Freiheit“ von Felicia, Lucy und Merle oder den Tagebuchaudios von Lea und Samantha herrschte die größte Aufmerksamkeit und diese wurden mit donnerndem Applaus gewürdigt.

Danach sprach Tim Eisenlohr (Jahrgang 1973). Er war Bürger der ehemaligen DDR und erzählt von der Zeit in einem Unrechtsstaat und darüber, was Protest für ihn bedeutet. Eisenlohr ist in Mitte aufgewachsen, einem Berliner Stadtteil, der zu Zeiten der DDR ein Stadtbezirk von Ost-Berlin war. Behütet, wie er sagt. Er habe liebevolle Eltern, einen großen Freundeskreis und engagierte Lehrkräfte gehabt. Auch in der Diktatur gebe es Menschen, die vernünftig bleiben, meint er. Zum Problem wurde jedoch immer mehr “das Leben vor der Tür”, also der öffentliche Raum, der zum Politikum der ideologisch ausgerichteten DDR wurde. Das Leben in 2 Welten – der Öffentlichen mit Ohren in den Wänden und der Privaten im Freundeskreis und der Familie. Tim Eisenlohr erzählte, wie sein Leben nach dem Austritt aus der Jugendorganisation der Thälmannpioniere in der ehemaligen DDR immer schwerer wurde. Wie er sich in der Universitätsbibliothek – einer Oppositionsgruppe, die Flugblätter druckte (Smartphone und Internet gab es ja noch nicht) – engagierte. Und wie die Stasi die Gruppe hochnahm und dadurch in den Westmedien (z.B. Tagesschau) berühmt machte. Durch den Druck der Medien mussten die gefangenen Mitglieder frei gelassen werden.

Zum Abschluss durften Schülerinnen und Schüler mit den Teilnehmern auf dem Podium diskutieren. Die Moderatoren Janni Umlauf und Patric Dujardin vom Verein Multivision ließen die Teilnehmenden sich kurz vorstellen und gaben dann den Raum für die Fragen der Schülerinnen und Schüler. “Warum müssen Sie sich an die Straße kleben?”, fragt ein Schüler gleich zu Beginn. Die 56-jährige Hamburgerin ist Mitglied beim Klimabündnis “Letzte Generation”. Sie beteuerte, dass es ihr um die Zukunft der Menschheit gehe. Sie sehe sich in der Verantwortung etwas zu tun. Der Grund, warum die “Letzte Generation” zu solchen Mitteln greife, sei schlicht und ergreifend, dass in 40 Jahren nichts passiert ist, obwohl wir so viel ausprobiert haben. Leider ging diese Diskussion etwas unter, da auch die Aufmerksamkeit nachließ. Gut bei unseren Schülerinnen und Schülern kamen die häufigen Fragen nach Ihrer Meinung und nach eigenen Themen, die tollen Präsentationen mit kurzen Filmsequenzen sowie die zugeschalteten Diskussionsteilnehmer an. Ermüdend und frustrierend waren aber die zu langen Redebeiträge, dass viele Schülerfragen unbeantwortet blieben oder zu wenige Pausen gemacht wurden. Hinzu kam die mangelnde Schülerbeteiligung, die diesen Tag dann doch mit einem unguten Gefühl oder einer Überfrachtung mit Informationen enden ließ, auch wenn es am Ende Applaus gab.

Zusammenfassung und Impressionen

Presseartikel 05.09.2023